Allgemeine Erfahrungen

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Das Schiff

Als Schiff hatten wir uns im Vorfeld etwas anderes gewünscht als eine Bavaria 41, ein schwereres, steiferes und evtl. auch grösseres Schiff als eine serienmässige 41-Fuss-Yacht sollte es schon sein.

Aber alles, was uns in dem gewünschten Bereich angeboten wurde, war einfach zu teuer oder nur mit Skipper zu bekommen. Wir haben uns dann sehr schnell für die Bavaria 41 "Tordo" entschlossen, weil der Preis stimmte und das Schiff wirklich Platz genug für 6 Personen bot. Zwei Toiletten, vier Kabinen und ein Salon der nicht zum schlafen missbraucht werden musste.

Nachdem wir uns die "Tordo", die gerade von einer West-Ost Überquerung zurückgekommen war, im Mai 2000 in Portugal  angesehen hatten, waren wir überzeugt doch das richtige Schiffe gefunden zu haben.

Es war klar, dass wir eine Toilette und zwar die kleine, ohne Dusche als Raum für den zusätzlichen Wasservorrat benutzen würden. Nachdem schon nach wenigen Tagen die Toilette im großen Raum, wegen Pumpenschaden ausfiel, haben wir dann doch leider umräumen müssen und die kleine Toilette in Gebrauch genommen.

Wir hatten bei unserer Schiffsbesichtigung im Mai alles fotografiert und vermessen und können das nur jeder Crew, die auf eine so lange Reise geht, empfehlen. So weiss man schon lange vor der Abreise wo das nasse Ölzeug hinkommt, wo der Getränkevorrat liegt und wer wo schlafen wird. Sicher stellt man unterwegs fest, dass andere Unterbringung vielleicht günstiger ist und man räumt sogar um, aber beim ersten Einräumen von Crew-Ausrüstung, Bergen von Lebensmitteln und Unmengen von Wasser in 5-Ltr.-Plastikflaschen, geht`s mit Vorplanung einfach schneller und wenn dann noch Listen vorliegen wo was hinkommt kann jeder einräumen ohne zu fragen.

Das Schiff erwies sich auf der Überfahrt als überraschend steif und in den riesigen Atlantikwellen als sehr stabil und seetüchtig. Etwas störend sind die Knarr- Qietsch- und Ächzgeräusche die entstehen, wenn die Plastikinnenschale an den Einbauten oder der Aussenhaut scheuert. Aber die Geräusche sind wohl schlimmer als was das wirklich geschieht. Denn die "Tordo" ist jetzt schließlich vier mal hin und zurück über den Atlantik gegangen und das ohne Schäden.

Die serienmässige elektrische Selbsteueranlage der Firma Autohelm hat selbst in hohen Wellen und bei achterlicher See einwandfrei funktioniert und nur zweimal mussten wir das aus dem Ruder gelaufenen Schiffe wieder von Hand auf Kurs bringen.

Rollgenua und im Mast gerolltes Gross sind bequeme, wenn auch nicht allzu schnelle Segel, aber für das Passatsegeln gut geeignet. Der mitgelieferte Blister ist ein guter Ersatz für Spinnaker und kann im Passat als Schmetterling mit der Genua gefahren werden.

Wir hätten uns ein zweites Vorstag gewünscht und vor allem eine Sprayhood als Schattenspender oder Wellenschutz beim gegenansegeln. Wenn wir uns vorstellen, die "Tordo" auf dem Rückweg vielleicht tagelang gegenan zu segeln und das ohne Sprayhood......, sicher nicht so schön. Aber auf dem Hinweg ist es nicht so wichtig.

Das Autohelm Nav-Center funktionierte einwandfrei und die Funkanlage war absolut brauchbar.

Unbedingt sollte der Eigner eine Salzwasserpumpe einbauen lassen, damit auf so langen Törns Salzwasser zum spülen, waschen und putzen leichter an Bord zu holen ist. (Evtl. kann man das mit einer kleinen Pumpe, ein paar Metern Kabel und Schlauch auch selber mitbringen und nur für den Törn installieren.)

Jede Crew sollte auch überlegen, einen Epirb-Notsender mitzubringen (kann man bei Fastnet-Radio AG leihen, siehe Linkliste) Vielleicht sollte Herr Terrey und seine Algariate überlegen ob sie nicht bei Fastnet-Radio zwei, drei Geräte bestellen und dann an die Atlantiksegler verleihen. Es gibt ein gutes Gefühl von Sicherheit und "nicht allein sein", das ist sicher gerade für uns Mittelmeer- Ost- oder Nordseesegler auf dem Atlantik mit seinen riesigen Wellenbergen wichtig.

Versicherungen

Pantaenius Yachversicherung (siehe Linkliste) bietet ein umfassendes Paket, aus Reiserücktritt-, Skipperhaftpflicht- Reisekranken- und Reiseunfallversicherung an. Gerade die Skipperhaftpflicht ist, trotz des Haftungsausschlusses lt. Crewvertrag (siehe unter "Crewvertrag") sehr wichtig, denn auch Angehörige können bei schlimmen Unfällen, evtl. mit Todesfolge, klagen.

Das gesamte Versicherungspaket ist mit DM 200,-- (Preis im Jahr 2000) sehr preiswert. Selbst wenn alle schon auslandskrankenversichert sind und die Reiserücktritt schon gebucht ist, sind 200,-- DM gut angelegt. Besser doppelt versichert als gar nicht.

Proviant

Wer unsere Proviantliste (siehe unter "Proviantliste") aufmerksam liest, wird feststellen, dass wir sehr viel Nudeln, Reis und haltbares Brot mitgenommen haben, aber wir dachten bei einer längeren Reisedauer, vielleicht durch technischen Schaden am Segelgerät etc., helfen diese Dinge den Hunger zu stillen, wenn sie auch nicht gerade lukullisch sind.

Bei zukünftigen Reisen in tropischen Gefilden werden wir  keine Butter mehr  mitnehmen, oder nur wenn sie ununterbrochen gekühlt werden kann, sie ist einfach nicht haltbar genug. Bei Käse muss man sehr gut aufpassen, Camembert ist zwar schmackhaft, aber kann einen ganzen Kühlschrank "verpesten", wie so mancher andere Käse auch.

Da man in südlichen Ländern nicht alles bekommt, was in Deutschland so in jedem Supermarkt ausliegt, würden wir mehr Dinge aus Deutschland verschicken, z. B. haltbare Fleischfertiggerichte in Dosen, in jedem Fall haltbares "Mestemacher" Brot in Dosen, Fisch- und Wurstkonserven und evtl. auch Obst und Nachspeisen in Dosen.

Wasser

Wasser, Trinkwasser ist sicher für jede Crew ein grösseres Problem, wir haben die beiden Tanks der "Tordo", mit insgesamt 300 ltr. Wasser vom Steg gefüllt (entkeimt durch mitgebrachtes Silberjodid) Da Wasser in südlichen Ländern, besonders Wasser aus Wasserleitungen in Häfen nicht immer Trinkwasser ist, haben wir dieses nur zum kochen und zur Körperpflege gebracht. Auf Deck hatten wir außerdem noch mal 200 ltr. Leitungswasser in 20 ltr. Kanistern (auch entkeimt) gelagert. Die Kanister sollte man nur soweit füllen, dass sie im Wasser schwimmen, dann kann man sie evtl. hinter der Rettungsinsel hinter her ziehen. Das die Kanister schwimmen probiert man vorher am besten mal aus.

Trinkwasser für Tee, Kaffe oder auch zu pur trinken, haben wir in den grossen 5 ltr. Plastikkanistern gekauft, 60 Stck. also noch mal 300 ltr.

Das alles zusammen ergab einen guten und reichlichen Wasservorrat. Wir konnten den Verlust von Wasser durch undichte Kanisterverschlüsse und nicht abgestellte Wasserpumpe gut verkraften und hatten immer noch Vorrat genug.

Dieselvorrat

Auch hier wurde der Einbautank bis zum Rand gefüllt und zusätzlich wurden 8 Kanister mit je 30 ltr. auf Deck gestaut. Problem ist dabei, dass die Kanister nicht den Weg nach vorn versperren dürfen und so befestigt sein müssen, dass hohe seitliche oder gegenan-Wellen sie nicht von Bord waschen. Die Kanister sind dann später trotzdem immer den Schoten, der Sicherungsleine oder einfach auch den Füßen der Segler im Weg gewesen, hinderlich sind sie, aber unverzichtbar. Denn um eine minimale Kühlung sicherzustellen muss der Motor jeden Tag zwei bis drei Stunden laufen, schliesslich braucht man Strom für`s Licht, die Navigationsgeräte, die Kühlung und den Start des Motors.

Allgemeine Ausrüstung

Niemand sollte glauben, dass es im Oktober auf dem Atlantik zwischen Portugal und den kanarischen Inseln sommerlich wäre. Also sind dickes Ölzeug, Funktionsunterwäsche, Pullover und Seestiefel unbedingt zu empfehlen. Diese Dinge kann man dann, wenn auf dem Weg nach Süden die letzte Kanareninseln hinter dem Horizont versinkt getrost wegpacken, dann wird`s höchstens mal nass, aber nie kalt, auch nachts nicht.

Also alles doppelt mitnehmen, einmal für die Nordsee im August und einmal für das Mittelmeer im Juli.

Da die meisten Schiffe keine serienmässigen Sicherheitsleinen haben, sollte man unbedingt solche Leinen ausbringen, am besten man bringt von zu Hause entsprechendes Material mit.

Trotz des eingebauten Nav-Centers ist ein zusätzlicher GPS ein guter Sicherheitsaspekt und kann zur täglichen Kontrollen von Kurs und Strecke schneller (denn das Nav-Center läuft aus Stromspargründen ja nicht immer mit) und auch an der frischen Luft eingesetzt werden.

Wenn an Bord keine Salzwasserpumpe ist, unbedingt von zu Hause eine mobile Pumpe mit Kabel und Schlauch mitbringen.

Angelzeug und etwas Fisch-Erfahrung ist unbedingt zu empfehlen, denn obwohl bekannte Segelschriftsteller (wir nennen hier keine Namen) sagen, dass man auf dem Atlantik nichts fangen kann, haben wir vier mal erfolgreich geangelt und der leckere Fisch ist eine tolle Bereicherung der eintönigen Speisekarte.

Vor Abreise ist eine zweite Pütz zu besorgen, wenn die erste weg ist, so wie bei uns ist eine kleine Katastrophe fällig.

Unbedingt sind eigene Automatikschwimmwesten und Sicherheitsgurte mitzubringen, denn die im Schiff vorhandenen Feststoffwesten genügen zwar den Vorschriften, aber ............  Zu den Schwimmwesten sollte jeder Segler ein automatisches Rettungslicht haben, eine Handabfeuerung für kleine Seenotraketen einschliesslich Munition und eine Taschenlampe. Diese drei Dinge sind in der Rettungsweste fest anzubinden und zu verstauen.

 Eigene Seekarten sind dann zu empfehlen, wenn der Vercharterer nicht vorher eine komplette Liste von Karten anbietet. In jedem Fall ist ein neues Logbuch anzulegen und zu führen.

Auch das Werkzeug auf einer Charteryacht und wenn sie noch so gut ausgerüstet ist, entspricht nie den eigenen Vorstellungen, also vorher das eigene Werkzeug per UPS verschicken. Ebenso sind zusätzliche Seenotraketen zu empfehlen.

Wenn man, vielleicht auf dem eigenen Schiff, einen mobilen Windmesser, einen handlichen GPS, Hand- oder Peilkompass oder ähnliches Gerät hat, sollte man die unbedingt mitnehmen, denn zusätzliche Geräte sind in der Plicht, bei der Wachmannschaft willkommene "Spielzeuge"

Ausserdem ist für jeden Segler ein Taschenmesser zu empfehlen, denn sonst wandert das einzige an Bord befindliche scharfe Messer immer umher und wird immer gesucht. 

Medikamente

Die besten Medikamente, auch an Land, sind die die man nicht braucht. Wir haben auf unserer ganzen Überfahrt keine Medikamente benötigt und auch keine Krankheit behandeln müssen. Trotzdem würden wir jedem Langzeitsegler eine sehr sorgfältige Auswahl seiner Bordapotheke vorschlagen. Das für einen Notfall alles an Bord ist beruhigt ungemein und man kann heute mit  Medikamenten viele Krankheiten schon im Anfang behandeln und so oft das Schlimmste verhindern.

Wachsystem

Wachsysteme sind so unterschiedlich wie die Menschen selber. Nach neuer Schlafforschung gibt es Eulen und Lerchen, Eulen gehen spät ins Bett und stehen spät auf. Lerchen halten es eher umgekehrt. Darauf sollte man als Skipper Rücksicht nehmen.

Aber auf einer so langen Reise, wie wir sie unternommen haben, kann ein Wachsystem auf das individuelle Schlafverhalten nicht viel Rücksicht nehmen, denn alle müssen mal die Hundewache machen, alle mal den Sonnenaufgang erleben, alle mal den Untergang der Sonne sehen.

Also haben wir uns zu dem rotierenden System, bei fest eingeteilten Wachmanschaften entschieden. Hier sind die Wachzeiten zwar unterschiedlich lang und alle drei Tage hat man die herrliche lange Morgenwache, in der kühlen Luft und mit dem tollen Sonnenaufgang über dem Horizont.

Der Wachplan

24 bis 3 Uhr,

3 bis 6 Uhr,

6 bis 11 Uhr,

11 bis 13 Uhr,

13 bis 15 Uhr,

15 bis 18 Uhr,

18 bis 21 Uhr.

21 bis 24 Uhr,

Wir hatten hiermit einen idealen Rhythmus für uns gefunden und besonders die Nachtwachen sind mit drei Stunden angenehm kurz.

In der Yacht Nr. 5 vom 28. Febr. 2001 steht ein sehr guter Artikel über Wachsystem und sobald uns die Genehmigung vorliegt, werden wir Teile daraus hier veröffentlichen.

Seekrankheit

Noch individueller als der Wachrhythmus einer Mannschaft ist das Auftreten und die Behandlung von Seekrankheit.

Trotz Segelerfahrung traf die Krankheit mich früher immer, mittlerweile älter geworden profitiere ich etwas davon, dass speziell ältere Männer nicht so schnell seekrank werden wie jüngere oder sogar junge Frauen.

Auf unserem ersten Törnteil, von Portugal nach Lanzarote waren alle sechs Segler seekrank und haben trotzdem ihre Wachen gemacht und das Schiff sicher durch den Starkwind geführt. Wir haben fast alle Cinarizin genommen (siehe Medicoliste) und damit die Folgen etwas gelindert, aber so ganz hundertprozentig hilft eigentlich nichts, nur die Gewohnheit, die Seebeine wachsen einem gewöhnlich nach drei bis vier Tagen und dann spürt man die Seekrankheit erst wieder wenn man fest an Land steht, besonders unter der Dusche gibt es manchmal Überraschungen.

Alle "Patentrezepte" gegen die Seekrankheit sind im Grunde genommen gut, denn der Placebo-Effekt ist gerade hier sehr, sehr wichtig und deshalb ruhig Pressurbänder, harmlose, nicht müde machende Medikamente und trockenes Essen verwenden, es hilft, vor allem wenn man glaubt.

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