Erinnerungen des Proviantmeisters Christian

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geschrieben in einer E-Mail 

als Antwort auf die Frage eines Lesers unserer Homepage.

Hi Ronny, 

sorry, dass ich erst heute dazu komme, Dir zu antworten, aber letzte Woche war ich kaum im Büro. Wegen der Proviantliste muss ich Dich leider etwas enttäuschen. 

Es gibt einen guten Grund, warum die nicht auf unserer Seite ist, da meine Aufzeichnungen, vor allem elektronisch, kurz vor Ende des Törns ein Raub der Wellen geworden sind. Damit waren alle Bunkerlisten im Eimer, ebenso wie der Verbrauch. Aber ich kann ja mal ein paar Punkte anreissen, die mir noch im Gedächtnis geblieben sind, vielleicht ergibt sich dann ja im Dialog das eine oder andere wichtige für Dich. 

Also ... Wasser (sicherlich das wichtigste) hatten wir an Bord ungefähr 900 ltr, d.h. 5 ltr pro Tag für sechs Personen auf dreissig Tage gerechnet. Wir waren mit einer Bavaria 41 unterwegs, die hat als Charterversion leider ziemlich kleine Tanks (2 x 200 ltr, wenn ich mich recht entsinne). 

Wir hatten also ziemlich viel in Plastikkanistern zu stauen. Ein Teil davon war zusammen mit dem Diesel an Deck verschnürt, der Rest in allen möglichen Ecken unter Deck. Unglücklicher (Glücklicher ?) -weise fiel uns auf der Fahrt von Portugal nach Lanzarote eine unserer Toiletten aus, so dass wir in der Nasszelle die meisten Wasserflaschen stauen konnten. Ach ja, es hat sich bewährt, dass jeder eine persönliche Flasche hatte mit so ca. einer halben Tagesration. 

Diesel (auch wichtig, vor allem bei Flaute und für kühles Bier) An die Dieselmenge kann ich mich nicht mehr so ganz genau erinnern, es müssen aber so um die 400 ltr gewesen sein, d.h. 10 Kanister a 25 ltr. zuzüglich Tankinhalt. Wir hatten davon am Ende noch jede Menge übrig, so dass wir am Ende den Motor ziemlich lange mitlaufen lassen konnten. Hätten wir vielleicht schon zu Anfang machen sollen, dann hätte sich einiges sicherlich länger gehalten. Nahrungsmittel (sehr erstaunlich ...) Kann man im Grunde einkaufen, wie man auch für die normale Verpflegung zu Hause einkaufen würde, es gibt nur ein paar Dinge zu beachten. 

Zuerst einmal muss natürlich alles ziemlich lang haltbar sein, zumindest an die vier Wochen. Von den frischen Sachen geht Obst ganz gut. Käse und Wurst entweder aus der Büchse oder als Schmierkäse. Anderen Käse kann man eigentlich entweder nicht kühl genug oder nicht trocken genug lagern. Ganz gut haltbar sind auch alle möglichen Kohlsorten, man sollte sich allerdings vorher über ein einfaches Rezept Gedanken machen. Wir haben unseren Kohl noch in ziemlich guten Zustand kurz vor St. Lucia über Bord gehen lassen. 

Bei Mahlzeiten kommt es, wie gesagt, auf einfache Zubereitung an. Bei dem normalen Kurs in die Karibik, also normalerweise vor oder fast vor dem Wind, schaukeln das Schiff ganz schön von rechts nach links. Gleichzeitiges Hantieren in vier Töpfen fällt also aus. Meine Backexperimente führten mindestens einmal zu einem schönen neuen Deko an der Kajüt- wand. Richtig schön war das nicht. Apropos backen. 

Auf Horst's Seite hast Du ja sicherlich gelesen, dass es viermal frische Brötchen gab. Ich habe dafür Sauerteig in Folie mitgebracht, die man in Tramperläden kaufen kann. Das Zeug ist ganz okay für Brotwaren, aber ziemlich die Hölle für alles andere. 

Trotzdem konnte ich daraus noch irgendwie einen Geburts- tagskuchen für Andreas zusammen fabulieren. Zusammen mit Birnen und Kakaopulver war es nicht schlecht für mitten auf dem Atlantik, aber mit etwas Trockenhefe wäre es sicherlich besser gegangen. 

Zu Nahrungsmitteln allgemein ist zu sagen, dass sich zu meiner Überraschung die Ernährung nach zwei Wochen auf See ziemlich umzustellen beginnt. Zum einen wird es wärmer, zum anderen hat sich der Magen einigermassen eingestellt und zum dritten macht sich nach und nach der Mineralienmangel bemerkbar. Waren zu Anfang vor allem leichte Sachen der Hit (Kekse ...), wurden es zum Ende hin eher so Sachen wie komplette Fischdosen auf Schwarz- brot zum Frühstück mit einer Dose Bier oder billige Tüten- suppen. 

Eindeutig zu wenig hatten wir Chips an Bord. Die billigen Rollenchips wären sicherlich nicht schlecht gewesen. Zum Einkaufen in Portugal ist ein Mietwagen nicht schlecht. Wie sind von Vilamoura gestartet, da sind die Versorgungsmöglichkeiten ziemlich dürftig und kost- spielig. 

Besser ist da die Kreisstadt Loulé ca. 15 km im Norden. Die hatten einen ziemlich guten Supermarkt (damals angeblich der grösste an der gesamten Algarve) und sogar einen Lidl! 

Was es aber weder in Portugal gab, noch auf Lanzarote waren Büchsensuppen!! Das scheint typisch deutsch zu sein, also bitte von zu Hause mitbringen oder vorher schicken. 

Das portugiesische Bier ist übrigens durchaus trinkbar; wir haben uns ziemlich geoutet als wir in dem Supermarkt alle vorhandenen Dosen in unseren Einkaufswagen geladen haben, den Wagen dann in irgendeinem Nebengang vergessen haben und dann am nächsten Tag das Regal wieder ausgeräumt haben. 

Naja, beim Einladen ins Boot gab es dann auch ein paar schöne Fotos... Beim Verstauen sollte man sich übrigens etwas Zeit lassen. 

Es ist Aberglaube, dass man alles rein schmeissen und dann unterwegs sortieren kann. 

Zumindest die ersten drei Tage hat dazu mit Sicherheit keiner Lust und danach ist es eigentlich auch egal. 

Zum Glück hatte ich die Sachen zumindest grob sortiert. So, mehr fällt mir so auf die Schnelle nicht mehr ein. Bitte fragen!

 @Horst: Ja, ich weiss, ich bin drei Jahre überfällig mit meinem Bericht. Schau' mal, was Du hiermit anfangen kannst.... Beste Grüsse Christian. 

P.S. Da fallen mir gerade noch ein an Themen: Wäsche waschen, Dosenbrot, Duschen und Körperpflege, Schinken, Cola. Dazu mehr in der nächsten Mail.

 

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